Meine verdiente Auszeit
Die beiden letzten Wochen waren hart. Englische Aufsätze in fast jedem Fach, dazu die Tests und kaum hat man eine Hausaufgabe abgegeben, kam auch schon die nächste. Das warme und sommerhafte Wetter draussen, machte das Lernen nicht einfacher. 'Scheiß drauf, lernen können wir auch morgen', haben sich schließlich ein paar von uns gedacht, 'wir sind doch nicht nur zum lernen hier' und uns am nächsten Tag vorm Wohnheim verabredet, 9:00. Der Abend zuvor war lang und einer war natürlich nicht neun Uhr da!!!

Während also die anderen in der Cafeteria nebenan frühstückten, raste ich durch mein Zimmer und versuchte alles 'Strandtaugliche' einzupacken und gegen elf saßen wir endlich in der U-Bahn. Ziel: Endhaltestelle Incheon. Die Fahrt verlief nicht ohne Komplikationen. Marloes, eine Studentin aus Holland, war es auf einmal gar nicht gut und wir mussten an der nächsten Station raus. War da Alkohol im Spiel?

Raus aus der U-Bahn - rauf aufs Boot. Wir hatten keine Zeit zu verlieren. Auf der Insel angekommen sank die Stimmung binnen Sekunden unter den Meeresspiegel und das bei Ebbe. Statt weißem Strand und türkisblauem Meer fanden wir nur dreckigen Schlamm und ein paar, in die Jahre gekommene Fischkutter die auf Grund lagen. So leicht lässt man sich nicht unterkriegen, schon gar nicht bei solch einem Wetter und ein öffentliches Verkehrsmittel blieb ja noch übrig - der Bus. Nach schwierigen Gesprächen mit den 'Locals', teils in Englisch, teils in Koreanisch und hauptsächlich in Körpersprache, hatten wir die Busnummer und die Haltestelle für 'den' Strand der Insel, auf der anderen Seite.



Endlich am Ziel der Reise angekommen waren alle Zweifel aus der Welt und wurde langsam Zeit für ein kühles Getränk - aber bitte nicht auf nüchternen Magen... Ein Fischrestaurant wurde schnell gefunden, etwas anderes gab es hier auch gar nicht. Leider kannte sich von uns niemand mit Fischgerichten aus, der Laden war nicht besonders gefüllt (fragt sich bloß warum?), eine Übersetzungsmöglichkeit also nicht vorhanden und die Kellnerin war auch nicht grad die Hellste. Also blieb, wie sooft schon, nur die Finger-auf-die-Karte-und-bestellt-Option. Ein folgenschwerer Fehler.

Was ca. 10 Minuten auf dem Tisch erschien war nicht nur undefinierbar, es roch auch eigenartig. Das einzige was ich entfernt kannte waren die Seegurken, welche man beim Schnorcheln zuhauf Unterwasser findet. Kann man die essen? Man kann - wie auch den Rest, nur schmecken tut es ungefähr so, wie der Laderaum eines ausgedienten Fischkutters riecht. Augen zu und durch. Mit einem flauem Gefühl im Magen haben wir uns schließlich bedankt und beteuert das es sehr lecker war - hungrig waren wir noch immer...



Den Rest des Tages verbrachten wir in Ruhe am Strand, beobachteten die Koreaner und hielten uns mit Bier und Keksen aus dem Kiosk über Wasser. Einen weiteren Restaurantversuch wollte keiner starten. Aber wie war das doch gleich nochmal mit dem Bier und der Mahlzeit???